Klagenfurt, Dom St. Peter und Paul

Die Domkirche beherbergt gleich drei ausgezeichnete Instrumente. Auf der Westempore befindet sich die Domorgel, die 1986 von der Schweizer Orgelbaufirma Mathis erbaut wurde. 2016 kam mit der Marienorgel ein zweites umfangreich disponiertes Instrument hinzu. Beide Orgeln kommen in der Liturgie, in zahlreichen Konzerten und für den Orgelunterricht zum Einsatz und können auch gemeinsam gespielt werden. Das dritte Instrument, ein Orgelpositiv in Truhenform, wird bei den Gottesdiensten in der Seitenkapelle genutzt, aber auch beim Musizieren mit kleinen Ensembles.

Domorgel, Mathis 1986, III/45

Die Domorgel wurde unter der Ägide des damaligen Domorganisten Franz Karl Praßl von der Schweizer Orgelbaufirma Mathis aus Näfels (Schweiz) erbaut und 1986 geweiht. Sie ist das zweite von mittlerweile fünfzehn Instrumenten der weltweit tätigen Orgelbauwerkstatt in Österreich und das drittgrößte nach der Zahl der Register, nach den Instrumenten in Mariazell und der Wiener Schottenabtei. Die Gestaltung des Prospekts und Orgelgehäuses orientiert sich an barocken Vorbildern und passt sich dem Kirchenraum an, der im 17. und frühen 18. Jahrhundert eine barocke Umgestaltung erfuhr.

Die Disposition mit insgesamt 45 Registern, verteilt auf 3 Manuale und Pedal, macht die Domorgel zu einem vielseitigen Instrument, auf dem Musik verschiedener Epochen wunderbar umgesetzt werden kann. Dies gelingt auch deshalb, weil charakteristische Register in Anlehnung an historische Vorbilder zur Verfügung stehen: Im Rückpositiv finden sich Register wie Krummhorn, Holzregal und Sesquialtera, die besonders in der Orgelmusik des Barock zur Geltung kommen. In der Disposition des Schwellwerks fließt die Tradition des französischen-romantischen Orgelbaus mit ein, z.B. in Gestalt der Trompette harmonique, die als Register auf den legendären französischen Orgelbauer des 19. Jahrhunderts Cavaillé-Coll zurückgeht.

Für den Klang einer Orgel sind immer auch die Raumakustik und der Aufstellungsort maßgeblich. Eine Besonderheit der Domkirche, die ursprünglich als protestantische Dreifaltigkeitskirche errichtet worden war, ist die erste Empore, die den Kirchenraum von drei Seiten umgibt. Die Domorgel befindet sich darüber auf einer zweiten Empore an der Westseite. Der Klang des Instruments entfaltet sich von dort über die Reflexion von der gewölbten Decke in den Raum. Daraus resultiert ein sehr ausgewogenes Klangbild im Kirchenraum, in dem sich das Rückpositiv in der Brüstung bei entsprechender Registrierung räumlich etwas abhebt.

Die Domorgel wurde durch einen Umbau 2007 um ein computergestütztes Setzersystem zur Steuerung der Registerzüge und die Möglichkeit, Schwellwerk und Rückpositiv zu koppeln, ergänzt. So können die Kombinationsmöglichkeiten der 45 Register noch besser ausgeschöpft und schnelle, aufwendige Registerwechsel vom Organisten selbst umgesetzt werden. 

CH

Foto: Wolfgang Schaunig
Foto: Wolfgang Schaunig

Disposition

Hauptwerk

Bourdon 16′
Principal 8′ (ab c1 doppelt)
Flauto 8′
Viola 8′
Voce umana ab g° 8′
Octave 4′
Spitzflöte 4′
Quinte 2 2/3′
Octave 2′
Mixtur 5 fach 2′
Cymbel 3 fach 1′
Cornet 5 fach 8′ (ab f0)
Trompete 8′

Rückpositiv

Gedackt 8′
Praestant 4′
Rohrflöte 4′
Octave 2′
Larigot 1 1/3′
Sesquialtera 2 fach 2 2/3′ + 1 3/5′
Scharff 5 fach 1 1/3′
Krummhorn 8′
Holzregal 8′
Tremulant

Schwellwerk

Diapason 8′
Gambe 8′
Flûte 8′
Voix célèste ab c° 8′
Principal 4′
Flute traversière 4′
Nasard 2 2/3′
Cor de nuit 2′
Tierce 1 3/5′
Plein jeu 5 fach 2′
Basson 16′
Trompette harmonique 8′
Hautbois 8′
Clairon 4′
Tremulant

Pedal

Principalbaß 16′
Subbaß 16′
Quinte 10 2/3′
Octave 8′
Gedacktflöte 8′
Choralbaß 4′
Mixtur 4 fach 2 2/3′
Posaune 16′
Zink 8′

Spielhilfen

Koppeln: RP/P, SW/P, HW/P, SW/RP, SW/HW, RP/HW, Schwelltritt und Schwellhebel (gekoppelt)
Setzersystem der Firma Rieger, 10 Benutzer mit je 1000 Kombinationen und Archiv für bis zu 250 Stücke à 250 Kombinationen, steuerbar über Taster und Pistons (0-9, Sequenzer, Koppeln)


Marienorgel, Rieger 2016, II/35

Die Marienorgel wurde von der Orgelbaufirma Rieger aus Vorarlberg erbaut und 2016 geweiht. Sie erfüllt nicht bloß die liturgische Funktion einer Chororgel, den liturgischen Gesang im Chorraum zu begleiten, durch ihre Vielfalt an Registern und das am französisch-romantischen Orgelbau orientierte Klangbild ist sie auch ein Konzertinstrument, das die Domorgel wunderbar ergänzt.

Die Marienorgel wurde in den Räumen auf der ersten Empore zu beiden Seiten des Altarraums errichtet. Der Spieltisch befindet sich auf der rechten Seite des Altarraums hinter der Kanzel und ist mit einer mechanischen Traktur mit den beiden Manualwerken verbunden, dem Schwellwerk (hinter dem vorderen linken Fenster) und dem Hauptwerk (Prospektpfeifen im hinteren Fenster). Das Pedalwerk befindet sich auf der linken Seite des Altarraums und wird über eine elektronische Traktur gespielt. Die Position des Spieltischs ermöglicht einen direkten Kontakt mit Sängern und Musikern im Altarraum und eignet sich auch gut die Aufführung von Werken für Orchester und Orgel.

Mit 35 Registern ist die Marienorgel für ein Instrument mit zwei Manualen umfangreich disponiert. Neben Registern mit einer ganz charakteristischen Klangfarbe wie der Voix humaine, die in der französischen symphonischen Orgelmusik solistisch zum Einsatz kommt, und der Vielfalt an Zungenstimmen ist es der große Dynamikumfang des Schwellwerks, der die Marienorgel besonders macht. So lässt sich die Klangbalance zwischen den Manuale differenziert abstimmen oder auch des Plenum des Schwellwerks stufenlos von einem entfernten Glitzern hin zu einem kraftvoll strahlenden Klang steigern. Dank der computergesteuerten Setzeranlage sind auf der Marienorgel mit ihren zwei Manualen auch die meisten Werke gut umzusetzen, die ursprünglich ein Instrument mit drei Manualen vorsehen. Da die Stimmung der Marienorgel an jene der Domorgel angepasst wurde, ist es in der Domkirche auch möglich, Werke für zwei Orgeln aufzuführen. 

CH

Foto: Ferdinand Neumüller
Foto: Ferdinand Neumüller

Disposition

Hauptwerk (C-a“‘)

Bourdon 16’
Principal 8’
Flûte harmonique 8’
Bourdon 8’
Gambe 8’
Octave 4’
Flûte à bois 4’
Quinte 2 2/3’
Doublette 2’
Mixtur IV 1 1/3’
Trompette 8’
Clarinette 8’
Tremblant

Schwellwerk (C‒a“‘)

Montre 8’
Salicional 8’
Voix céleste 8’
Bourdon 8’
Flûte traversière 4’
Fugara 4’
Nazard harmonique 2 2/3’
Octavin 2’
Tierce harmonique 1 3/5’
Fourniture V 2’
Trompette harmonique 8’
Hautbois 8’
Voix humaine 8’
Clairon 4’
Tremolo

Pedal (C‒f‘)

Soubass 16’
Flûte 16’
Principal 8’
Violoncelle 8’
Bourdon 8’
Flûte 4’
Basson 16’
Trompette 8’
Clairon 4’

Spielhilfen

Koppeln: II/I, I/P, II/P, Schwelltritt,
Rieger-Setzersystem: 10 Benutzer mit je 1000 Kombinationen mit je 3 Inserts, Archiv für 250 Titel mit je 250 Kombinationen


Orgelpositiv Jann 1990, I/5

Diese Truhenorgel wurde von Georg Jann/Allkofen 1990 gebaut und stammt aus Privatbesitz. Seit 2013 hat sie Ihren Platz in der Seitenkapelle und wird dort für die Begleitung von Gottesdiensten genutzt.

Disposition

Manual

Copula 8′
Floete 4′ – mit einem Fußhebel bedienbar
Praestant 2′
Mixtur – mit 1′ (Vorabzug 1 1/3′)
Regal 8′

Spielhilfe

Transponiervorrichtung für je einen Halbton unter und über Normalstimmung